Männer sind hart. Männer lassen sich nicht erschrecken.

Männer verdrängen gut.

Vor langer Zeit saß ich neben einem Uni-Kollegen im Auto. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf das Thema kamen, aber irgendwann erzählte er mir, dass ein Pfarrer ihn in der Kirche missbrauchen wollte, als er sechzehn war.

Selbst 15 Jahre später hatte er Tränen in den Augen, als er darüber sprach. Als ob er gerade jetzt erleben würde; den Schock, die Scham, die Hilflosigkeit und das Zerbrechen von Glauben.

Ich denke nicht, dass er es vielen anderen erzählt hat.

Es ist nie zu spät, alten Mist aufzuräumen 

In vielen modernen Therapieansätzen nähert man sich dem Trauma nur soweit, dass man den kritischen Moment erwischt (oder bei mehrfacher Traumatisierung bestimmte Schlüsselszenen) und diesen therapeutisch auflösen kann.

Es gibt keinen Zwang, über das Trauma zu sprechen

Du musst nicht das Innerste auskehren, jeden Moment nochmal hochholen und deine komplette Kindheit aufrollen. (Vielleicht kann das hilfreich sein, aber vielleicht auch nicht. Es ist deine Entscheidung, die du in jeder Sitzung, in jedem Moment neu fällen kannst.)

Es geht um das Hier und Heute und dass du besser und unbeschwerter lebst… und den alten Mist auch alten Mist sein lassen kannst.

Bevor er im Keller unten gammelt und alles drumherum Stockflecken bekommt.