Der Körper ist die Bühne der Emotionen.

Antonio Damasio (Gehirnforscher)

Im Folgenden möchte ich eine Übersicht zu PEP geben. PEP wurde entwickelt und wird gelehrt von Dr. Michael Bohne in Hannover. Das Sortiment an Werkzeugen, das zu PEP gehört, ist für Coaching und Therapie gleichermaßen verwendbar und hilft, recht schnell auch größere Themen zu bearbeiten und Belastungen aufzulösen.

Die Arbeit mit PEP ist durchaus humorvoll auch bei schweren Themen, was sich hier leider schlecht abbilden lässt. Dabei wird immer auch das Leid gewürdigt! Es geht nicht darum, dass die Probleme witzig sind, sondern dass wir auch mal über uns selbst schmunzeln können, wenn wir unsere eigenen schrägen Muster erkennen.

PEP wird auch in medizinischen Kontexten wie der Schmerztherapie und der mentalen OP-Vorbereitung eingesetzt.

Einen schnellen, intensiven Einblick in die Methode gibt diese Youtube-Aufnahme von Michael Bohne (Zielgruppe waren Therapeut*innen, ist daher nicht immer einfach zu verstehen):

Inhaltsverzeichnis

Klopfen zum „Runterholen“

Das Klopfen ist eine fantastische Erste-Hilfe-Maßnahme für die Momente, in denen uns intensive Gefühle überschwemmen. Wenn wir in Angst, Panik, Stress usw. sind, dann sind wir „funktional enthirnt“ (Gerald Hüther, Gehirnforscher).

Wir können dann nicht auf unsere höheren Hirnfunktionen und unser rationale Denken zugreifen, sondern sind auf unsere Überlebensstrategien und Notfallprogramme „fight – flight – freeze – fold“ (kämpfen, flüchten, einfrieren, einknicken) reduziert.

In diesen Momenten können wir daher nicht sinnvoll an unseren Themen arbeiten, sondern es geht erstmal nur darum, alles zu beruhigen und wieder hinreichend die Kontrolle zu gewinnen.

Dafür ist Klopfen eine extrem geeignete Methode, da es analog zu EMDR eine multifokale Methode ist, d.h. der Fokus ist auf mehreren Sinneserfahrungen verteilt. Wenn eine Thera* gleichzeitig mitspricht, sogar eine multifokale Methode. Im Optimalfall erhalte ich als Input das eigene Klopfen und den Fokus aufs eigene Erleben sowie die Anleitungsworte und den Augenkontakt mit der Thera*person.

Es ist nicht endgültig geklärt, warum Methoden wie EMDR und Klopfen funktioniert. Meine Lieblingserklärung ist, dass unser Gehirn nicht gleichzeitig eine intensive Emotion und einen multisensorischen Input verarbeiten kann. Es kommt daher automatisch zu einer Reduktion der Emotionen und einer Beruhigung des Arousals. Die aktuelle Gehirnforschung zeigt, dass sensorischer Input von anderen Netzwerken im Gehirn verarbeitet wird (task-positive networks) als das Denken über uns selbst und die Welt, in dem auch z.B. automatische, kreisende Gedanken laufen (default mode network), und immer nur eins von beiden gleichzeitig wirklich aktiv sein kann.

Es funktioniert jede Art des Klopfens – einzelne Punkte an Kopf, Brust, Bein, ganze Klopfmuster (wie bei PEP und EFT – emotional freedom technique) und auch Klopfen auf Gegenstände. Der Vorteil von Klopfen im Vergleich zu EMDR ist, dass es selbstständig und ohne therapeutische Begleitung jederzeit eingesetzt werden kann.

Dass Klopfen und Selbstannahme wirkt, ist besonders durch Forschung rund um EFT belegt – mit solch überzeugenden Ergebnissen, dass es seit 2017 von der amerikanischen Veterans Administration als eine Behandlungsmethode für posttraumatische Belastungsstörungen anerkannt ist (englischer Artikel dazu).

Selbstannahme und -bestätigung

Bei der Selbstbestätigung verbinden wir einen Satzanfang, der den Vorwurf an uns selbst enthält, mit einem Satzende, das eine Selbstbestätigung enthält.

Dabei gibt es bei der Selbstbestätigung drei Schwerpunkte, je nach dem, welcher Aspekt vornehmlich bei diesem Thema wichtig ist:

Selbstbeziehung, Selbstliebe, z.B.

  • …liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin
  • …achte und schätze ich mich so, wie ich bin

Kontrolle/Sicherheit/Überblick, z.B.:

  • …bleibe ich in Sicherheit,
  • … bleibe ich in meiner Kompetenz
  • …behalte ich den Überblick

Autonomie, eigener Wille, Handlungsfähigkeit, z.B.

  • …bleibe ich souverän und gehe meinen Weg / stehe zu meinem Weg
  • …bestimme ich, was gut für mich ist
  • …nehme ich mir den Raum, den ich brauche

(Diese Schwerpunkte wurden von Gabriela von Witzleben formuliert, die mit ihrem triadischen Ansatz von Bauch – Herz – Kopf eine mit PEP sehr gut kombinierbare Methode entwickelt hat. Diesen werde ich in einem eigenen Beitrag darstellen.)

Eine allgemeine Formulierung, die ebenfalls sehr hilfreich sein kann, ist

  • …bin ich okay und kann ich heute erwachsen damit umgehen

Ein Beispielsatz:

„Auch wenn ich… <diese komischen Gefühle habe, diesen Fehler gemacht habe, mich blamiert habe…>, achte und schätze ich mich, so wie ich bin.“

Dabei wird auf der Herzseite „gekurbelt“, d.h. es werden mit zwei Fingern unter dem Schulterblatt nach außen Kreise gedreht. Ja, im ersten Moment könnte das geschwurbelt klingen. Es geht jedoch einfach darum, diese Sätze mit einem haptischen Reiz zu verbinden und damit zu verankern. Damit sorgen wir dafür, dass wir auch in Zeiten von höherem emotionalem Stress leichter auf dieses stressreduzierende Muster zugreifen können. Es kann auch ein eigenes Muster gewählt werden.

Manchmal schaffen wir es (noch!) nicht, uns einfach selbst zu lieben. Dann werden Verdünnungen eingesetzt, wie beispielsweise „…wäre es vielleicht eine gute Idee, mich mehr zu achten und zu lieben“, „…bin ich ziemlich okay und kann damit immer besser umgehen.“

Für Klopfen und kurbeln gibt es hier ein Anleitungsvideo von Michael Bohne, der diese Methode entwickelt hat:

Was wird nicht geklopft?

Funktionale Gefühle – wenn z.B. die aktuell vorhandene Wut mich motiviert, etwas zu ändern, dann ist sie in diesem Moment funktional und sollte nicht geklopft werden, außer sie belastet stark oder es ist die Sorge da, jemand anderen sehr zu verletzen.

Der Unterschied zwischen nicht funktionalen und funktionalen Gefühlen ist grob wie folgt:

  • Nicht funktionale Gefühle lähmen, machen deprimiert, führen zur Inaktivität.
    Beispiel: Wenn jeder Gedanken an die schon verstorbenen Eltern geprägt ist von Wut und Vorwürfen an diese, das Gefühl von Ohnmacht und Opfer gewesen sein, aber diese Wut nur gegen sich selbst ausgelebt wird, z.B. mit Alkohol, Drogen, Essen und damit eine Verschlechterung des eigenen Zustands einhergeht, ist dieses Gefühl nicht funktional.
  • Funktionale Gefühle aktivieren, stärken, führen ins Handeln.
    Beispiel: Milton Erikson, der Begründer der modernen Hypnotherapie, war als Jugendlicher schwerkrank und ein Arzt sagte in Hörweite zu seiner Mutter, dass der Junge das Morgengrauen nicht sehen würde und sie hätte ja noch andere Kinder. Das machte ihn so wütend, dass er die ganze Nacht wach lag bis zum Morgengrauen und überlebte. Diese Wut war aktivierend.

Klopfen kann verdeckt durchgeführt werden, das Thema und die Emotionen müssen nicht ausgesprochen werden (siehe Verdecktes Arbeiten).

Die Big 5 der Lösungsblockaden

In ca. 80% führen Klopfen und Selbstannahme (was auch durch die Methode EFT geboten wird) zu einer Lösung des Problems.

In den anderen 20% der Fälle sind Beziehungsthemen vorhanden, die anders gelöst werden müssen.

Wenn die negativ bewerteten Gefühle nach dem Klopfen noch merklich vorhanden sind – z.B. auf einer „Subjective Unit of Distress (SUD)“ Skala, also einer persönlichen Einschätzung von 0 bis 10 – noch bei 4 stehen und dort bleiben (obwohl eine weitere Reduktion gewünscht ist), so wird auf eine oder mehrere Lösungsblockaden geprüft:

  • Selbstvorwürfe – ich werfe mir selbst etwas vor
  • Fremdvorwürfe – ich werfe ein oder mehreren anderen Personen etwas vor
  • Erwartungshaltung – ich erwarte etwas von einer anderen Person (anderes Verhalten, Entschuldigungen etc.)
  • Altersregression – bei diesem Thema bin ich nicht in meinem realen Alter, sondern fühle ich mich jünger (selten älter)
  • Loyalitätskonflikte / para-funktionale Loyalitäten – eine emotionale Verbundenheit zu anderen Personen hindert mich daran, dieses Thema anders anzugehen.

Wenn alles zutrifft, wird das gerne auch humorvoll als „Full House“ bezeichnet 🙂

Auch dazu gibt es ein Anleitungsvideo von Michael Bohne:

Für jede der Big 5 gibt es Lösungsstrategien:

  • Selbstvorwürfe: Selbstannahme (kurbeln) und prüfen, ob eins nicht anders konnte oder nicht anders wollte, dann selbst verzeihen
  • Fremdvorwürfe: Selbstannahme (kurbeln) und prüfen, ob die Person(en) nicht anders konnten oder wollten, und dann ihren Teil der Verantwortung bei diesen Personen belassen! (und nur den eigenen Teil der Verantwortung übernehmen, wenn es passt)
  • Erwartungshaltung: realisieren, dass eine Erwartungshaltung mich emotional abhängig von den anderen macht; diese haben quasi eine Fernsteuerung für mich, oft sogar unabsichtlich!
  • Altersregression: das eigene Alter bewusst wahrnehmen und einen sinnvollen Satz finden, um sich darin zu verankern (z.B. „ab jetzt bleibe ich bei diesem Thema die erwachsene Person, die ich bin“)
  • Loyalitätskonflikte / para-funktionale Loyalitäten: hierfür kann der Ampeltest verwendet werden, um diese Loyalitäten auf eine passende Art zu transformieren. Loyal sein ist grundlegend eine schätzenswerte Eigenschaft! Loyalität im Leiden und in der Beschränkung ist aber oft nur eine Selbstbeschränkung. Wenn ich depressiv werde, weil eine geliebte Person depressiv ist, hilft das der geliebten Person nicht weiter und schwächt eher die gemeinsamen Ressourcen (Beziehungen, Energie, Zeit, Geld…).

Diese beschriebenen Strategien klingen recht formal und plakativ – erstaunlicherweise funktionieren wir (in unserem Großhirn) tatsächlich oft so formelhaft und hängen tendenziell an sehr ähnlichen Themen.

Das heißt dennoch nicht, dass die persönlichen Aspekte untergebügelt werden – der formulaische Rahmen ermöglicht die Freiheit, die typischen Blockaden wegzuräumen, um dann die besonders persönlichen Themen noch leichter anzugehen.

Die Big 5 können verdeckt bearbeitet werden, das Thema muss also nicht ausgesprochen werden (siehe Verdecktes Arbeiten).

Ampeltest (Kognitions-Kongruenz-Test, KKT)

Mit dem Ampeltest – original KKT genannt – lassen sich innere Konflikte aus dem Bereich der Loyalitäten (aber auch alle anderen Big 5) sehr gut auffinden und dann bearbeiten und lösen.

Der Ampeltest wird so genannt, weil im Prinzip durchgetestet wird, ob die inneren Ampeln für eine gewünschte Veränderung auf Grün stehen (oder auf Rot). Die roten Ampeln werden auf dem Weg transformiert. Er wird nicht alleine durchgeführt, sondern in einer Sitzung.

Anders als z.B. bei offenen Fragen, die innere Suchprozesse auslösen:

„Hat dich dein Vater in der Kindheit unterstützt?“

werden im Ampeltest Sätze (Statements) ausgesprochen und direkt auf ihre Stimmigkeit geprüft:

„Mein Vater erlaubt mir, mein Ziel xy zu erreichen.“

  • Stimmig? Ampel ist auf grün.
  • Nicht stimmig? Ampel ist auf rot.

Die Sätze werden auch gerne als „Probebohrung“ bezeichnet.

Der Ampeltest / KKT kann verdeckt durchgeführt werden, das Thema muss also nicht ausgesprochen werden (siehe Verdecktes Arbeiten).

Selbstwerttraining

Bei manchen Menschen ist es von außen sehr gut sichtbar, dass der gefühlte Selbstwert gering ist.

  • „Ich kann das nicht und lerne es auch nie.“
  • „Mir hört eh niemand zu.“
  • „Ich lass immer die anderen vor.“
  • „Ich opfere mich gerne für die Familie.“

Andere Menschen zeigen ein sehr dickes Ego nach außen. Große Klappe, immer am Reden, immer am Raum-nehmen. In einem Seminar lernte ich dazu den hilfreichen Ansatz kennen: „Was hat diese Person zu verbergen?“ Und tatsächlich sind Menschen, die ihr Ego ständig so nach außen tragen, innerlich oft genauso unsicher wie die erste Gruppe – sie übertönen es nur ziemlich laut, gegenüber sich selbst und nach außen.

Die meisten von uns haben auf irgendeinem Gebiet Glaubenssätze, mit denen sie sich selbst entwerten und sich Energie und Kraft rauben. Im Selbstwerttraining fokussieren wir zunächst auf diese Glaubenssätze und transformieren sie dann, in einer hilfreichen und passenden Art und Weise.

So wird beispielsweise der Satz

„Was ich zu sagen habe, will eh niemand hören“

zu

„Ich mach mein eigenes Ding! Für wen das nicht passt, ist nicht meine Zielgruppe.“

Dabei muss der Zielsatz ganzkörperlich „funken“, also sehr positiv besetzt sein. Und wir alle fühlen das sehr schnell, ob ein Satz stimmig ist für uns persönlich oder nicht. Kleine Unterschiede in der Formulierung können dabei eine große Wirkung haben.

Diese Art von Umformulierung oder Reframing nutzen wir alle auch im Alltag – wenn wir z.B. die Selbstbewertung „das war Mist“ sofort umformulieren zu „da ist noch Raum für Wachstum“. Du kannst dich also auch im „stillen Kämmerlein“ selbst mit deinen Sätzen hinsetzen und sie entsprechend reframen.

Allerdings neigen wir Menschen dazu, unangenehme „Wahrheiten“ und Glaubenssätze ungern auszusprechen – und das wird in der gemeinsamen Sitzung absichtlich gemacht, um diesen ins Auge zu schauen vor dem Reframing. Außerdem ist es manchmal schwierig, die eigenen Sätze umzuschreiben, weil uns die Distanz fehlt – die eine externe Thera* liefern kann.

Das Selbstwerttraining kann daher nicht verdeckt stattfinden, weil das Thema ausgesprochen werden muss (siehe Verdecktes Arbeiten).

Zusammenfassung

PEP ist eine Herangehensweise und Sammlung von Ansätzen, die sehr schnell in erstaunliche Tiefen gehen und zu schnellen Verbesserungen im Wohlbefinden führen kann – wobei die Themen sogar oft unausgesprochen bleiben dürfen (siehe Verdecktes Arbeiten).

Vieles von PEP kann alleine verwendet werden (Klopfen, Kurbeln, den eigenen Glaubenssätzen und Big 5 auf die Schliche kommen) und damit im Alltag super eingesetzt werden.

Nur der Ampeltest ist effektiver, wenn er gemeinsam durchgegangen wird – schließlich betrifft er Aspekte, die wir sehr gut vor uns selbst verborgen haben, also unsere besonders blinden Flecken.

Dabei ist die Wertschätzung für das Klienty-System das oberste Gebot. Es heißt nicht umsonst „embodimentfokussiert“ – der Körper meldet extrem schnell zurück, ob z.B. ein Satz sich stimmig und kongruent anfühlt oder nicht. Der Körper weiß die Antwort, auch wenn unser Großhirn noch keine klare Meinung hat. Auch die Lösungssätze werden immer auf ihre Stimmigkeit geprüft.

Die oben verlinkten Videos geben einen guten ersten Einblick in die Methode; wenn du mehr wissen möchtest, freue ich mich über deine Rückmeldung.

Literatur

  • Was ist PEP? – Michael Bohne
  • Was ist dran am Klopfen? Artikel von Antonia Pfeiffer (Promotion zu PEP-Forschung) sowie Ergänzungsmaterialien Tabellen und Literurverzeichnis)
  • Buch „Klopfen mit PEP“, Carl-Auer Verlag (Herausgeber Michael Bohne)
  • Buch „Synergien nutzen mit PEP“, Carl-Auer Verlag (Herausgeber Michael Bohne und Sabine Ebersberger)
  • Buch „Emotionale Erinnerung – Klopfen als Schlüssel für Lösungen: Neurowissenschaftliche Wirkhypothesen der Klopftechniken“ Carl-Auer-Verlag (Autorin: Antonia Pfeiffer)

EFT

Zusammenfassendes Video zu Klopfen bei Schmerz mit Literatur