Wenn-dann-Verknüpfungen sind fantastische Helfer beim Aufbau erwünschter Muster. Sie sind leider genauso effektiv beim Aufrechterhalten von Mustern und Glaubenssätzen, mit denen wir uns selbst im Weg stehen.

Wenn-dann Strategien sind beispielsweise bei Diäten hilfreich; durch klare Handlungsrichtlinien wird die Wahl der Qual z.B. bei Speisekarten und Büffets reduziert. Auch in vielen anderen Situation hilft uns eine klare Ansage vorab, um wünschenswertes Handeln zu stärken.

  • Wenn wir zum Italiener gehen, bestelle ich den großen Salat, den ich so liebe. Ansonsten bestelle ich im Steakhaus ein Steak mit Gemüse statt Pommes.
  • Wenn die Sonne scheint, gehe ich laufen, ansonsten mache ich zuhause Liegestütze.
  • Wenn das Weihnachtsgeld kommt, lege ich die Hälfte davon sofort aufs Sparbuch.

Wenn-dann-Ansätze sind leider genauso effektiv beim Aufrechterhalten von nicht mehr erwünschten Mustern und Glaubenssätzen. Diese Sätze können oft über ein gedankliches „nur“ davor identifiziert werden.

  • Wenn die Sonne scheint, mache ich Sport. (Ansonsten nicht.)
  • Wenn ich mal wieder Geld über habe, kümmere ich mich um Fortbildung. (Ansonsten nicht.)
  • Wenn ich meinen Traummenschen gefunden habe, bin ich glücklich. (Davor nicht.)  
  • Wenns mir wieder gut geht, höre ich auf zu trinken. (Davor nicht.)

Einerseits gibt es hier ein scharfes „entweder-oder“ – es gibt keine Etappenziele, die eins trotzdem anstreben könnte. Auf der anderen Seite eine oft sehr unscharfe Definition der wenn-Bedingung.

  • Wann ist denn Geld „über“?
  • Wie genau soll der Traummensch denn sein?
  • Was genau beinhaltet denn „gut gehen“?

Lösungsansatz

Wenn du dich dabei ertappst, solche Sätze zu formulieren, dann nimm dir einen Moment, den Inhalt zu prüfen. Es kann etwas Recherche benötigen, um z.B. eine konkrete Summe, Kurs und Rahmenbedingungen festzulegen. Dies definiert dann auch sofort die nächsten Handlungsschritte, und du bleibst nicht im diffusen Wunsch stecken.

  • Statt: „Wenn ich wieder überflüssiges Geld habe, kümmere ich mich um Fortbildung.“
  • Dann: „Wenn das Weihnachtsgeld kommt, lege ich die notwendigen 300 EUR Seminargebühr zurück und melde mich für den Kurs XY an, der mich beruflich weiterbringt. Außerdem werde ich dafür Bildungsurlaub beantragen.“

Und was hat das mit Psychotherapie zu tun?

Wenn du an diesem Punkt merkst, dass du dich z.B. komplett blockiert fühlst bei dem Versuch, eine von dir als wirklich wichtig betrachtete Fortbildung zu buchen und du das Gefühl hast, dass da ein Teil in dir dich torpediert, dann wäre das der Moment, in einer Sitzung näher hinzuschauen. Beispiele für mögliche Gründe:

  • Es kann einen Loyalitätskonflikt geben. (Unbewusste Blockade: „In meiner Familie hat noch niemand einen höheren Abschluss gemacht; wenn ich einen mache, untergrabe ich das System.“)
  • Das Abschließen der Fortbildung könnte im aktuellen Unternehmen zu unerwünschten Nebeneffekten führen (Mobbing durch Kollegen, Überlastung durch zusätzliche Projekte…).
  • Schlechte Erfahrungen aus dem Schulsystem, die zum unterschwelligen Gefühl führen, dass eins sowieso diese Fortbildung nicht bestehen kann und sich daher der Versuch nicht lohnt.
  • Eins hat sich aus rationalen Gründen für eine Fortbildung entschieden hat, die aber gegen das eigene unbewusste gewünschte Erleben verstößt (Fortbildung in Richtung Controlling, obwohl eins lieber mehr Kundenkontakt hätte).
  • … und viele weitere Möglichkeiten!

Das bei dir vorliegende Thema kannst du in einer Sitzung herausfinden und bearbeiten – und dir damit neue Wahlfreiheiten erobern.

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