Unser Denken formt unser Erleben, weil es unseren Fokus verändert.

Alltagsbeispiele: in dem Moment, wo wir ein bestimmtes Auto kaufen wollen, sehen wir es plötzlich überall herumfahren. Wenn wir im Garten eine Sichtschutzwand einziehen wollen, sehen wir nicht nur überall spannende Sichtschutzwände, sondern gefühlt ist auch in jedem Prospekt eine interessante dabei.

Wenn wir ein Ziel erreichen wollen, dann hilft es, dieses möglichst konkret vor Augen haben, da es die Stoßrichtung unserer Aktivitäten kanalisiert. Das Denken zu verändern ist ein wichtiger Schritt, um das Leben zu verändern.

Viele Selbsthilfebücher, aber auch esoterische Literatur wie „The Secret – The Law of Attraction“ („Das Geheimnis – Das Gesetz der Anziehung“) gehen allerdings soweit, sehr direkt positive Gedanken mit positiven Resultaten, negative Gedanken mit negativen Resultaten zu verknüpfen. „Ich bin, was ich denke.“ – das ist ein beinah magischer Glaubenssatz.

Und eine sehr wirksame Grundlage für das Züchten von Zwangsgedanken!

„Mit diesem Messer könnte ich jemanden erstechen – Hilfe, ich habe überlegt, jemanden zu erstechen! Wenn ich das schon denke, dann könnte ich es ja auch tun! Wie kann ich das überhaupt wagen zu denken! – Ich darf das nicht denken, sonst geschieht es!“

Menschen mit Zwangsdanken können oft nicht unterscheiden zwischen dem, was ihnen durch den Kopf gegangen ist, und dem, was sie getan haben. Die Verschmelzung von Gedanken und Handlungen äußert sich in zwei Glaubenssätzen:

– Wenn ich an ein negatives Ereignis denke, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es auch eintritt.

– An eine unmoralische, unangemessene Tat zu denken ist genauso schlimm, wie sie zu begehen.

Hansruedi Ambühl, „Frei werden von Zwangsgedanken“ S. 64

Dadurch, dass wir den Inhalt des Gedankens – egal wie abstrus und unwahrscheinlich – als bedrohlich erachten, bewertet unser Gehirn diesen Gedanken als überlebensrelevant, und die spannungsreduzierende Reaktion (ein beschwichtigender Gegengedanke oder eine Handlung) als erleichternd. Wenn wir den Gedanken beim nächsten Mal haben, geht der Alarm des Gehirns besondern früh und intensiv los, und fordert die erleichternde Reaktion zum Abbau der Spannung.

Gleichzeitig versuchen wir also, die „verbotenen“ Gedanken niederzukämpfen, da wir sie ja gar nicht erst denken wollen – und auch das verstärkt weiter den Zwangsgedanken! Eine endlose Spirale, die beispielsweise dadurch unterbrochen wird, dass wir den Gedanken aushalten und nicht reagieren.

Hallo liebes Gehirn! Danke, dass du gerade dich sorgst. Es ist aber nur ein Quatschgedanke, der einfach weiterziehen darf.

Das Ziel ist es, dass der Gedanke irgendwann einfach nur vorbeizieht – so wie die meisten unserer Gedanken.

You are not your thoughts.

Du bist nicht deine Gedanken.