Eine meiner Lieblingsübungen. Erst er-leben und er-fühlen, dann ausbauen. Für Gruppen genauso geeignet wie zuhause zum Selbermachen.

Die Problem-Lösungs-Gymnastik ist eins meiner Lieblingswerkzeuge, und meine Herangehensweise lehnt sich an Gunther Schmidt an, den Begründer der Hypnosystemik. „Hypno“ für die Arbeit mit unserem Unbewussten / Unwillkürlichen, und Systemik für einerseits unser inneres System (Aspekte, Teile – egal, wie wir es nennen) und das äußere System – die Welt da draußen, bestehend aus Familie, Freunden, Kollegen und dem ganzen Rest.

Wichtiger Hinweis: die Problem-Lösungsgymnastik sollte nicht verwendet werden für

  • Traumatische Erinnerung – kann zur Überflutung führen
  • Misophonie – dies verstärkt eher den Trigger

Der große Vorteil der Übung ist, dass sie uns erlaubt, einerseits zunächst intensiver wahrzunehmen, wie genau sich ein Problem im Kontrast zur Lösung anfühlt – und im zweiten Schritt von beiden wegzugehen, um sie mit mehr Abstand zu betrachten und nicht ins Über-Identifizieren zu rutschen.

Es hilft, wenn jemand die Übung anleitet – einfach, weil das eigene Bewusstsein etwas lockerer werden kann und sich das Unbewusste besser äußern kann. Man kann aber die Übung auch sehr gut alleine mit sich machen.

Am besten funktioniert es meiner Erfahrung nach im Sitzen. Einfach mal auf einen Stuhl setzen, auf dem man halbwegs gerade sitzen kann. Die Beine locker aufgestellt, die Hände auf den Beinen (einen klassische Haltung für alle Trance-Übungen).

An ein Thema denken – ein Problemthema, eine Situation oder ein wiederkehrendes Er-leben, das man in sich erfühlen kann. Mal hineingehen in das Gefühl, so richtig wahrnehmen, wie es sich anfühlt in diesem Problem. Wie fühlt sich der Körper an, wo genau fühlt es sich wie, wie ist die Atmung, der Kopf, der Nacken, die Schultern, der Bauch? Wie sitzt man, wie fühlen sich die Beine an, wie ist das Gesamtgefühl?

Wenn man das Problemgefühl für den Moment genug erkundet hat, dann geht man in das genau entgegengesetzte Körpergefühl, in das Gefühl der Lösung, der Kompetenz oder wie auch immer die Bezeichnung ist, die für einem am besten passt. Wie fühlt es sich das an, wie sitzt man jetzt, wie ist der Körper, der Kopf, die Schultern, die Hände, der Bauch? Wie geht es einem in dieser Lösung, wie ändert sich alles von Problem zu Lösung?

Wenn man die Lösung für den Moment hinreichend erkundet hat, dann geht man wieder in das Problemgefühl zurück (deshalb Gymnastik – wir pendeln zwischen den beiden Polen).

Mit dem zunehmend klareren Gewahrsein des Körpergefühls geht man wieder ins Problemgefühl hinein, nimmt seinen ganzen Körper nochmal wahr, alles darin, jede einzelne Stelle, die sich besonders und anders und problem-lastig anfühlt. Jetzt weitet man ein wenig den Blick und schaut sich die Problemsituation insgesamt etwas genauer an. Wie fühle ich mich in diesem Raum? Wie groß oder klein bin ich im Bezug darauf? Wie sind die Lichter, die Farben, die Temperaturen? Sind da Geräusche, Musik, Laute? Was geht mir durch den Kopf in diesem Problemraum? Welche Sätze sage ich zu mir? Wenn es da andere Menschen gibt, wie stehe ich zu diesen, wie nehme ich sie wahr?

Wenn ich den Problemraum ganz wahrgenommen und mit meinem Körpergefühl in Bezug gebracht habe, dann gehe ich – juhu! – wieder ins Lösungsgefühl. Wie ist es, wenn es genau andersrum ist, wenn sich alles entgegengesetzt anfühlt? Wenn ich mit Lösung und Kompetenz da in diesem Raum bin, wenn sich alles umkehrt. Wie ist der Raum jetzt, und wie bin ich in diesem Raum? Wie sind die Farben, die Abstände, die Temperaturen, die Lichter, die vielleicht vorhandenen anderen Personen?

Wenn man das Lösungsgefühl für den Moment genug genossen hat, dann geht man noch ein letztes Mal in das Problemgefühl hinein. Jetzt kennt man schon das Problemgefühl, den Problemraum… und kann den Blick noch etwas mehr weiten. Wenn es ein Wesen gäbe, das genau diesem Problemgefühl entspricht, was wäre es? Wie würde es aussehen, was würde es tun, wie würde es empfinden? Was treibt es an, wie geht es ihm, was braucht es? Einfach mal schauen, was das Unbewusste da so an Bild bringt und darauf vertrauen, dass immer etwas kommt – es kann nur manchmal sehr überraschend und unerwartet sein!

Ein letztes Mal – jetzt weiß man schon sehr gut, wie das Umschalten geht – ins Lösungsgefühl hinein, den Lösungsraum. Wenn es dort ein Wesen gäbe, bei dem es sich ganz anders anfühlt, gelöst, kompetent, vielleicht kraftvoll, energetischer? – was für ein Wesen wäre das? Wie würde es aussehen, sich verhalten, leben, denken? Auch hier einfach mal kommen lassen, was kommt. Wenn man sich selbst einen Erwartungswert konstruiert, nimmt man sich etwas von den spannenden Möglichkeiten, das eigene Unbewusste zu befragen, das so viele Informationen für einem hat.

Schließlich ist die Übung zu Ende, und man kann mit der Gewissheit, dass wann immer man das Problemgefühl wahrnimmt, ja schon weiß, wie sich das Lösungsgefühl anfühlt, langsam wieder in die Realität zurückkehren.

Zeitaufwand: selten mehr als eine halbe Stunde

Erkenntnislevel: immer wieder überraschend hoch