Ich trage im beruflichen Leben zwei Hüte.
Der IT-Hut ist ein „richtiger“ Hut. Ein ernstzunehmender! Filz, dunkelbraun, männlich. Wenn man ihn von hinten sieht, weiß man schon ungefähr, wie er von vorne aussieht.
Wenn ich den IT-Hut trage, geht es um die Wahrheit. Entweder-oder. Ist da ein Button oder nicht? Installiert sich die Software oder nicht? Hat das Menü fünf Einträge, oder acht? Wie heißen sie? Es sind klare Fragen und klare Antworten, und die Antworten sind dann auch (meistens) richtig richtig und morgen noch dieselben.
Der Psychotherapie-Hut ist eher eine Narrenkappe. Unten rund, oben in drei Armen endend. Bunt, mit Glöckchen. Man weiß von hinten noch nicht, wie sie vorne wirklich aussieht – da sind viele Farben im Spiel. Es gibt Überraschungen.
Wenn ich den Psychotherapie-Hut trage, geht es um Konstruktionen, nicht das „wirklich wirklich wahre richtige“. Es geht um Sowohl-als-auch. Die Kunst ist, die Fragen so zu stellen, dass da ganz viel Antwort möglich ist, und keine davon ist die einzig wahre. Es geht um in Bewegung bringen und sein, Schatten und Licht und Facetten zuzulassen. Und zu realisieren, dass morgen vielleicht die auserkorene Antwort schon wieder ein wenig anders lautet.
Ich liebe beide Hüte, sie sind so unterschiedlich in ihrem Rahmen und ihren Möglichkeiten. Meine Herausforderung ist es, nie zu vergessen, dass es beide gibt. Und vielleicht sollte ich die Narrenkappe mal häufiger im IT-Büro tragen und ganz neue Fragen stellen…